Freitag, 25. Februar 2011

Zwischenbericht

Am vergangenen Wochenende hab ich, den bereits erwähnten Zwischenbericht/Halbjahresbericht für meine Organisation in Deutschland verfasst, den ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte. Allerdings glaube ich, dass diese Worte meiner Leserschaft sehr bekannt vorkommen und nur noch als kleine Zusammenfassung für das letzte halbe Jahr angesehen werden kann.
Ich hab auch bereits schon eine Antwort meiner Organisation erhalten, welche sehr zufrieden mit dem Bericht waren, was mich persönlich ein wenig überrascht hat, da ich beim Umhören mitbekommen habe, dass viele Freiwillige ihren Bericht überarbeiten mussten.
Eine weitere Wochenzusammenfassung folgt in den nächsten Tagen.

Um meinen persönlichen Zwischenbericht für die erste Hälfte meines Freiwilligen Sozialen Jahres in Australien zu verfassen, muss ich auf eine abenteuerliche, interessante und lehrreiche Zeit zurück blicken. Mein erstes Projekt fand nämlich im australischen Busch statt, abgeschottet von jeglicher Zivilisation verbrachte ich zusammen mit Christopher Kuhnt und Maximilian Schüßler, beides Freiwillige des ICJA, meine ersten 5 Monate, 120km nördlich von Broome in einer indigenen Gemeinschaft. Ich habe dieses Projekt gewählt, da ich unbedingt die indigene Kultur kennen lernen wollte, was somit auch der Hauptgrund für die Wahl dieses Projektes war. Zu meiner Enttäuschung wurde dieses Projekt allerdings fehlbeschrieben und so wurden folgenderweise gewisse Erwartungen nicht erfüllt (mittlerweile wurde die Beschreibung dieses Projektes allerdings geändert).
Mit meiner Ankunft hat sich heraus gestellt, dass die Community eigentlich überhaupt keine indigene ist, denn abgesehen von uns drei Freiwilligen lebten dort nur Mario, welcher ursprünglicher Italiener ist, sowie Norman, welcher zwar in Australien geboren ist allerdings keinerlei indigene Wurzeln besitzt. In der Vergangenheit lebten und arbeiteten dort zwar Aboriginals, welche allerdings nach und nach verschwanden und somit sich das Projekt zu Unrecht also indigen ausgibt. Die Hauptaktivitäten sollten sich auf die Instanthaltung und Entwicklung der Gemeinschaft beziehen, was soweit hin auch ziemlich gut zu traf, allerdings gefällt mir persönlich nicht der Hintergedanke, die Community in einen Campingplatz für Touristen zu wandeln, was die Berechtigung, sich als indigene Gemeinschaft auszugeben, noch unberechtigter macht. Um dieses Ziel verfolgen zu können wurde von uns Freiwilligen sehr harte körperliche Arbeit erwartet, was für mich die Tätigkeit als Freiwilliger nicht in solch einem Maße mit einbezieht. Desweiteren hat die zielstrebige Verfolgung des Planes, sowie der teilweise undankbare Umgang mich eher als billigen Arbeiter fühlen lassen und weniger als Freiwilligen. Auch wenn meinen Erwartungen hingegen einige Dinge anders gelaufen sind, habe ich es als Herausforderung gesehen sich den Situationen anzupassen und den besten Kompromiss für alle Beteiligten zu finden. Das beste Beispiel ist hierfür die extreme Einschränkung meiner Privatsphäre gewesen. Abgesehen davon, dass man ohnehin täglich verpflichtet war mit den Personen zusammen zu arbeiten und mit ihnen in Kontakt zu treten, musste ich mir 10 Wochen lang mein Zimmer mit Max teilen. Somit gab es auch keinen Ort an welchem ich mich zurück ziehen konnte, was für mich in meinem bisherigen Leben immer möglich war. Immer wieder kam es so zu Konflikten, welche allerdings gelöst werden mussten, da man schließlich miteinander auskommen musste.
Generell lässt sich sagen, dass ich mittlerweile viele Dinge, welche früher für mich selbst verständlich waren, nun besser zu schätzen gelernt habe.
Das Leben in einer solch isolierten Gegend, das heiße Klima sowie die anstrengende Arbeit waren nicht immer einfach und haben mich auch teilweise an meine Grenzen getrieben. Auch wenn ich mir teilweise das Projekt anders vorgestellt habe, bereue ich es nicht mich dafür entschieden zu haben. Ganz im Gegenteil bin ich froh, solch eine Erfahrung gemacht zu haben, denn in einer Gegend, welche meiner Meinung nach mit nahezu schon einem dritten Welt Land verglichen werden kann, habe ich nicht nur viel Handwerkliches gelernt, sondern auch Einiges über mich selbst. Zudem hat es meine Ansicht und Meinung vieler Dinge im positiven beeinflusst und mich als Person reifen lassen.
Auch wenn das Projekt keine indigene Gemeinschaft war, liegt es dennoch in einer Gegend welche als „Aboriginal Land“ bezeichnet wird. Durch meine eigene Initiative konnte ich dann schließlich doch noch mit Aboriginals in Kontakt treten und die Art und Weise ihres Lebens kennen lernen. Allerdings stellte sich heraus, dass die durch die Medien verbreitete „aboriginal dreamtime culture“ in Wirklichkeit gar nicht mehr existiert und den meisten Menschen der Welt einen falschen Eindruck über diese australische Kultur liefert.
Mit der Arbeit der Arbeit der Entsende- und Aufnahmeorganisation bin ich soweit eigentlich zufrieden, auch wenn ich mir anfangs Einige Dinge strukturierter vorgestellt habe. Zum Beispiel wusste ich bis zu meiner Ankunft im Gastland noch nicht in welches Projekt ich komme, zudem war die Wohnsituation noch unklar, es war lediglich sicher, dass ich am Flughafen abgeholt werde.
Beide Projektplatzierungen waren zudem auch noch sehr kompliziert, da lang nicht klar war, welche Projekte jetzt eigentlich verfügbar sind und welche nicht.
Positiv überrascht war ich allerdings von den Seminaren welche in Deutschland sowie in Australien stattgefunden haben. Man hat sich nämlich in beiden Fällen sehr um die Freiwilligen gekümmert, zudem gab es auch immer Ansprechpartner für persönliche Sorgen, Konflikte und Fragen. Abgesehen davon waren alle Seminare bisher sehr informativ und sind für mich ein wichtiger Bestandteil dieses ganzen Dienstes, da sie die Möglichkeit bieten Erfahrungen mit anderen Freiwilligen auszutauschen.
Für die zweite Hälfte meines Freiwilligen Sozialen Jahres habe ich mich nun für eine komplette andere Erfahrung entschieden. Meine nächsten 5 Monate werde ich nämlich in Geraldton verbringen, wo ich in einer Grundschule, welche sich sehr einer Waldorfschule ähnelt, arbeiten werde. Die Möglichkeit das Projekt nach einem halben Jahr wechseln zu können gefällt mir sehr, da man als Freiwilliger die Möglichkeit hat eine weitere Erfahrung zu sammeln und somit einen weiteren Eindruck erlangen kann, welcher sich wie zum Beispiel in meinem Fall, sich komplett vom ersten unterscheidet.
Das Zwischenfazit über mein bisheriges freiwilliges soziales Jahr ist demnach sehr positiv. Bereits jetzt schon sind viele meiner Wünsche und Erwartungen in Erfüllung gegangen, abgesehen davon fühle ich mich als Person auch sinnvoll eingesetzt und kann somit den Menschen in meinem Projekt auch helfen, was mir sehr wichtig ist. Immer deutlicher wird für mich der Sinn auch in Zukunft den internationalen Jugendaustausch zu fordern, den abgesehen von dem Kulturaustausch welcher eine sehr große Rolle spielt, bietet es Jugendlichen eine einmalige Erfahrung, welche nur von Menschen verstanden werden kann, die es schon selbst miterlebt haben.
Ich freue mich sehr auf mein nächstes halbes Jahr und bin dem ICJA schon jetzt sehr dankbar, dass mir die Möglichkeit gegeben wurde eine solche Erfahrung sammeln zu können!

Freitag, 18. Februar 2011

Langeweile? Nicht bei mir :)

Kite-Festival in Dongora
Mensch wie hier in der Stadt mir die Zeit davon rennt ist echt unglaublich! Im Busch kamen mir teilweise 3 Wochen wie ne Ewigkeit vor und hier sind ist mittlerweile schon meine vierte Woche in Geraldton angebrochen. Wenn es so weiter geht, dann bin ich gefühlsmäßig nächste Woche schon wieder in Deutschland :)
Am Wochenende waren Sandra, Thomas und Ich zum Beispiel 60km südlich von Geraldton in Dongora beim Kite-stock-Festival, welches natürlich ein Pflichtprogramm für Thomas war, welcher bei gutem Wind nur beim Kiten zu finden ist.

Unter normalen Bedingungen waeren mehr als
100 Kite-Surfer gleichzeitig drausen gewesen.
Ursprünglich war geplant, dass wir über das Wochenende hinweg dort campen, allerdings haben wir kurzfristig die Reservierung auf dem Campingplatz storniert, da heftige Unwetterwarnungen vorhergesagt wurden. Abgesehen vom Wetter war auch noch schlechter Wind vorhergesagt, welcher die Teilnehmerzahl deutlich dezimiert hat. Der Wind kam nämlich vom Inland, welcher den Kite-Surfer im Falle eines Abstürzen des Kites auf die weite See raus treibt und somit ziemlich gefährlich zum befahren ist.


ich hoff, dass Thomas eventuell ein Kite fuer mich
besorgen kann, dann muss ich mich nicht mehr mit
dem Baden zufrieden gebenb :)
Dennoch ging es am Samstagmorgen mit zwei von Thomas’ Kite-Buddies nach Dongora, wo die erste Anlaufstation nicht der schöne Strand, sondern die Bäckerei war, in welcher ich das erste Mal in den Genuss von den doch so bekannten hausgemachten Meat-Pies gekommen bin. Auch wenn mein Meat-Pie um einiges besser war, als die bisherigen welche aus dem Tiefkühlregal kamen, wird diese, ursprünglich englische Spezialität, dennoch nicht zu meinen Lieblingsgerichten. Denn bei mir ist die Vorstellung an einen Kuchen immer noch süß und nicht fleischig :)


Foto-Session
Anschließend sind wir dann an den Strand gefahren, welcher mich persönlich eher zum Baden eingeladen hat, anstatt zum Kiten. Entlang des Strandes haben sich dennoch ca. 40 Kite-Surfer ins Wasser getraut und hier und dort haben verschiedene Händler ihre Kites und Boards zum Verkauf gestellt. Die geplanten Wettbewerbe haben allerdings aufgrund des Windes nicht stattgefunden.
Stadtsrand von Geraldton
Am Sonntagmorgen hat es uns dann mal wieder zum Volleyball an den Strand getrieben. Was für mich allerdings weniger interessant war, denn schließlich treffen sich Sandra und Thomas hier nur mit Freunden, welche mehr an dem Kaffee danach interessiert sind und weniger am Spielen an sich.

Bibliothek in Geraldt
Den Nachmittag habe ich dann noch in der städtischen Bücherei verbracht, bei welcher ich inzwischen auch einen Ausweis bekommen habe. Irgendwie muss ich ein wenig über mich selber schmunzeln, denn in Deutschland wär ich wohl als letztes in die Bücherei gegangen, wenn es mir langweilig gewesen wäre…naja Zeiten ändern sich :)
Abends waren wir dann noch bei portugiesischen Freunde eingeladen, welche uns sehr lecker bekocht haben.

lecker wars
Auf die See ging es dann am Mittoch Abend mit meiner zukünftigen Gastfamilie und einigen Freunden. Um sich vor dem Einzug schon ein wenig kennen zu lernen haben mich Lisa & Steve auf ihr Segelschiff eingeladen um von dort aus den wunderschönen Sonnenuntergang anzuschauen. Abgesehen davon, dass es eine ziemlich chillige Art und Weise ist seinen Feierabend zu genießen, habe ich mich natürlich viel mit Lisa und Steve unterhalten.

auf dem Segelschiff
in rot/pink Lisa, dahinter Conny
und vorne rechts der Steve
Dabei kam dann endlich ein wenig Licht in meine doch nicht ganz durchschaubare Wohnsituation. So wie sie mir es gesagt haben, werde ich also Anfang nächste Woche bei ihnen bis Mitte März einziehen, dann muss ich allerdings vorübergehen woanders einziehen, da sie familiären Besuch bekommen um die Wohnung zu renovieren und nach der ca. 2 wöchigen Pause kann ich dann bei ihnen bis zum Ende bleiben. Ich freu mich schon sehr darauf bei ihnen wohnen zu dürfen, denn abgesehen davon, dass sie sehr sportlich und auch eher die Outdoor-Typen sind, haben sie schon Erfahrungen mit der Aufnahme von Freiwilligen. Ansonsten wird in dem Haus auch einiges los sein, denn sie besitzen zwei Hunde und haben auch eine gemeinsame Tochter Conny. Außerdem sind sie auch wirkliche Australier und nicht wie viele eingewandert, was die ultimative australische Erfahrung verspricht :D

Abgesehen davon, dass ich es mir momentan hier echt gut gehen lasse, gibt es auch noch was zum Schaffen, allerdings um einiges gediegener als im ersten halben Jahr. Gemütlich stehe ich in der Regel um halb 7 Uhr auf. Nach einer morgendlichen Dusche und dem Frühstück geht es dann um 8 Uhr mit dem Rad Richtung Schule, welche erstaunlich spät um 8.50 Uhr startet. Um 15 Uhr haben die Kids dann Schulschluss und ich somit auch Feierabend. So werden dann wohl die meisten meiner zukünftigen Wochentage aussehen. Für die nötige Abwechslung an der Schule sorgen dann die Kids :)

Mein persönlicher Stundenplan wurde inzwischen auch so gut wie außer Kraft gesetzt, denn schließlich treibe ich mich dort herum wo ich gerade benötigt werde. Vergangene Woche habe ich beispielsweise mit den Erstklässlern angefangen das Alphabet zu lernen, was durchaus spaßig war.
„Ants on the apple…a…a…a“ – ich frag mich ob ich damals auch singend das Alphabet gelernt habe?
Selbst den schon etwas älteren Schülern kann ich im Englischunterricht helfen z.B. bei der Rechtschreibung oder Grammatik. Der Mathematikunterricht hingegen ist noch relativ praxisbezogen und bietet für mich daher noch nicht so viel Möglichkeit zum unterrichten. Zum Thema Gleichgewicht, werden halt mit Waagen herum gespielt oder beim Thema Symmetrie werden verschiede Papierkörper gebaut usw.
Doch nicht nur die Schule hält mich beschäftigt, sondern auch meine Organisation in Deutschland für welche ich noch einen Halbjahresbericht schreiben muss und zu verschiedenen Fragen Stellung nehmen soll.

Hat jemand noch en groesseres Lenkrad?
Abschließend erzähl ich euch noch von meinem persönlichen Highlight der vergangenen Woche. Nach über mehr als 6 Monaten hatte ich nämlich das erste Mal wieder Fußballtraining, was verdammt gut getan hat. Nachdem ich mich ein wenig umgehört hab und auch ein wenig im Internet nachgeschaut habe, bin ich auf den Fußballclub „La Fiama“ gestoßen, welcher der Beste in Geraldton ist. Kurzer Hand bin ich dann am Dienstagabend zum Testtraining gegangen. Mit über 30 Mann war für mich die Trainingsbeteiligung erstaunlich hoch, denn schließlich zählt Fußball ja nicht zur Sportart Nr.1 in Australien. Abgesehen von der hohen Trainingsbeteiligung, wunderte ich mich auch über einige Spieler die wirklich gut Kicken können und somit für mich der Stammplatz in der 1. Mannschaft kein Selbstläufer wird.

Zukünftig werde ich also zwei Mal die Woche Training haben und ab April werden am Wochenende dann auch Punktspiele stattfinden, wofür mich der Verein allerdings noch als Spieler registrieren lassen muss. Normalerweise würde der Mitgliedsbeitrag $200 kosten, allerdings wurde mir ein Deal versprochen, da ich als Freiwilliger kein Einkommen besitze.
Zudem habe ich heute noch von Renee, einer Lehrerin an der Schule, eine Besucherkarte für eines der Fitness-Studios hier in Geraldton erhalten, wo ich zukünftig 15 mal umsonst trainieren und somit auch den Trainingsrückstand aufholen kann. Renee hat für mich zuvor auch schon einen kostenlosen Friseurtermin organisiert. Ich bin ihr echt so sehr dankbar, was sie bereits schon für mich getan hat. Allerdings ist Sie nicht die Einzige welche sich sehr um mich kümmert. Viele der Lehrer haben mich schon zu den verschiedensten Sachen eingeladen. Beispielsweise darf ich mit Stephi und ihrer family demnächst zum Campen oder Kate hat mich zum Wakeboarden auf deren Boot eingeladen. Langweilig wird es mir also bestimmt nicht :) Ich find es zudem noch erstaunlich wie sehr das schulische Umfeld sich um mich kümmert und meine Tätigkeit als Freiwilliger zu schätzen weiß, was ich in meinem ersten Projekt zu selten erfahren habe.

Naja jetzt ist erst mal Wochenende und mal wieder Zeit um den Strand auszuprobieren ;) Zum Skifahren wäre ich übrigens auch am Start! Naja beides kann man schlecht haben.

Dennoch wünsche ich euch allen ein wunderschönes Wochenende!
Dani

Donnerstag, 10. Februar 2011

Mein zweites Projekt :)


Ein sommerliches Hallo aus dem heißen Geraldton... puuuhh Man ist das hier heiß :) Von wegen in Geraldton ist es kühler als im Busch! In den vergangenen Tagen ist das Thermometer immer an die 40C°-Marke gestiegen. Wer will denn da noch bitte Arbeiten?
Es ist gerade Hochsommer in Geraldton und was der Sommer hier so mit sich bringt ist Wind, Wind und nochmal Wind :) Hier steigt einem nicht nur die Hitze zum Kopf sondern der Wind weht einen auch halber von den Füßen. Soviel zum Wetter – anbei noch liebe Grüße an meinen deutschen Wetterfrosch :D

Weniger stürmisch geht es allerdings in meinem neuen australischen Stadtleben zu. Mittlerweile habe ich mich schön in Geraldton eingelebt, dass Projekt gefällt mir sehr und mit den Leuten in meiner Umgebung verstehe ich mich auch super. Ich bin also sehr froh, dass ich solch einen netten Ort für das zweite Projekt gefunden habe.

Thomas, Sandra und Oskar :)
Zu meiner momentanen Wohnsituation gibt es folgendes zu sagen: Momentan wohne ich bei Sandra & Thomas, welche mich schnellst möglich aus der Notlösung befreien wollten. Wie gesagt habe ich meine ersten sechs Nächte bei Toni verbracht, allerdings mehr oder weniger bequem, denn schließlich ist meiner Luftmatratze jede Nacht die Luft ausgegangen und aus dem Koffer wollte ich nun auch nicht mehr leben. So bin ich also vergangenen Freitag bei Sandra eingezogen, welche übrigens aus der Schweiz ist und an meiner Schule unterrichtet. Nachdem ich schön die Koffer ausgepackt habe, bekam ich dann von der Rektorin einen Anruf, dass sie eine Gastfamilie gefunden hätte und ich meine Koffer doch gleich wieder packen könnte.

mein momentanes Zimmer
Über diese positive Nachricht habe ich mich sehr gefreut, dennoch hatte diese ihre Haken, denn sie würden mich nur für einen Monat aufnehmen. Auch wenn die Erfahrung viele Familien lockt einen wildfremden Freiwilligen aufzunehmen, ist es dennoch ein großer Einschnitt in die Privatsphäre. Ich werde mich zukünftig also wohl dran gewöhnen müssen, von Gastfamilie zu Gastfamilie zu hüpfen, was ja auch nicht so schlimm ist, denn schließlich lernt man dann viele neue Leute kennen und bekommt verschiedene Einblicke in das australische Familienleben :)


so sieht`s also aus, wenn ich morgens aus dem Fenster schaue

so sieht`s dann abends von der Terasse aus
Ich werde also noch die nächsten 1 ½ Wochen hier verbringen und dann weiter in die nächste Gastfamilie ziehen.

Einschulung
Gracia holt sich bei Renee ihre Sonnenblume ab
Deutlich weniger kompliziert geht es in meinem zweiten Projekt zu. Die Grundschule, welche sich für mich nun immer sichtbarer von gewöhnlichen Schulen unterscheidet, wird also für die nächsten 5 Monate mein Arbeitgeber sein. Die einzige Gemeinsamkeit, welche diese Schule wohl mit den staatlichen Schulen hat ist die Schuluniform :) Die Leaning Tree Comunity School ist eine kleine private Schule welche Kinder von 3 Jahren bis hin zu 12 Jahren unterrichtet. Unterrichtet wird in 3 verschiedenen Gruppen:


ARTS
Im sogenannten Ocean-Room :) sind die Kiddys im Alter von 3-6 Jahren. Dieser Teil der Schule ist mehr eine Art Kindergarten, was allerdings aufgrund des Alters auch verständlich ist.
Im Sunflower-Room werden Kinder von der ersten bis zur dritten Klasse unterrichtet.
Im Lighthouse-Room sind die ältesten der Schule, denn hier werden die Klassen 4 bis 7 unterrichtet.
Während an gewöhnlichen Schulen das Lernen vor allem anderen Priorität hat, versucht man hier gezielt die Kinder mit verschiedensten Dingen zum Lernen zu amüsieren.



erste Pause
jedes Kind bringt morgens ein Obst oder Gemuese mit,
welches dann aufgeschnitten und aufgeteilt wird
Head, heart and hands sind dabei die drei Leitbegriffe, an welchen sich die Schule haelt:
Head: Es muss verstanden werden
Heart: Eine emotionale Bindung soll zum Lernstoff hergestellt werden
Hands: Erlerntes soll angewendet werden können und nicht nur Theorie bleiben.
Auch wenn sich das Ganze ein wenig komisch anhören mag, ich bin dennoch froh an einer es außergewöhnlichen Schule gelandet zu sein, denn hier kann ich um einiges mehr mit agieren als an gewöhnlichen Schulen und schließlich ist es eine Art und Weise des Lernens welche ich so bisher noch nicht kennengelernt habe.

im Ocean-Room mit den ganz Kleinen
beim Pizza backen :)
Insgesamt werden an der Schule rund 60 Kinder betreut und unterrichtet. Zum Lehrerstab gehören nur Frauen – ich bin also der einzige junge Mann an der Schule, was es mir ziemlich einfach macht die Jungs für mich zu gewinnen :) Allerdings habe ich festgestellt, dass man hier keine große Taten verbringen muss um von den Kiddys gemocht zu werden :) Mit all den Namen tue ich mir allerdings noch ein wenig schwer, schließlich sind es ja keine gewöhnliche Namen wie Marcel oder Christian, sondern Bradley und Willow – mein Name hingegen war schon nach dem ersten Tag jedem bekannt.
Über die Schule gibt es natürich noch einiges zu erzählen, wobei ich es heute hierfür erst einmal belasse.


Meine Freizeit versuche ich es so gut es geht mit sportlichen Aktivitäten zu fühlen, denn schließlich blieb mir diese Möglichkeit ja über 4 Monate unerreichbar. Zur Schule und wieder zurück geht es mit dem Fahrrad, was sich aufs erste sehr langweilig anhören mag :) Aufs Fahrrad steigen und losfahren ist hier in Geraldton nicht so einfach gesagt, denn für das Gegenteil sorgt der Wind. Da der Wind hier täglich nahezu aus derselben Richtung bläst, habe ich auf dem Heimweg permanent gegen mich gerichtet. Ein wenig Wind schadet natürlich nie, aber wenn ich bergabwärts schon träppeln muss um überhaupt vorwärts zu kommen, kann das Ganze doch als sportliche Aktivität betrachtet werden – ach und morgens habe ich den Wind natürlich nicht in meinem Rücken, da es morgens windstill ist -.-

Thomas beim Kitesurfen
Beim Tennis spielt der Wind natürlich auch wieder eine Rolle und so wird das Spielen hier mehr oder weniger zum Glücksspiel :) Die Umstellung von Sand auf Kunstrasen war für mich dann wohl eher das kleinere Problem. Der Wind ist hier in manchen Dingen also ein richtiger Spielverderber. Allerdings auch nur für manche, denn zum Kyde-Surfen wird er benötigt. Geraldton gehört zu einer der besten Kitesurf-Locations in ganz Australien und demnach wird das hier neben dem normalen Surfen sehr häufig betrieben. Meine ersten Anfänge hab ich am Wochenende machen dürfen, denn Thomas hatte mich mit an den Strand genommen wo ich mit einem Trainings-Kite ein wenig fliegen durfte. Ich hoffe, dass ich bis Mitte März noch ein wenig mehr Erfahrung sammeln kann, denn schließlich bricht dann der australische Winter ein und der Wind verschwindet dann auch.

Das war’s vorerst mal wieder von mir ;)

Mittwoch, 2. Februar 2011

ICYE-Camp & Geraldton

Keegan, Sophie und das Emu, welches einen Namen besaß,
den ich mittlerweile allerdings vergessen habe :)
Halli Hallo aus dem windigen Geraldton :)
Vorab erst mal ein großes Entschuldigung für die kleine Schreibpause die ich mir gegönnt habe. Hoffe, dass sich niemand zu große Sorgen um mich gemacht hat, mir geht’s rund um gut. Wie schon erwähnt hat es mich nach dem Mid-Year-Camp in das schöne Küstenstädtchen Geraldton, 400km nördlich von Perth verschlagen. Dazu allerdings später…
Nach meiner aufregenden Reise war ich erst einmal Gott froh, dass Michelle mich bei ihr zu Hause aufgenommen hat und mir Unterkunft für die Tage bis zum Mid-Year-Camp geboten hat. Nicht nur über ein bequemes Bett war ich sehr dankbar, sondern auch über das leckere Essen – verständlicherweise sind diese beiden Dinge in meinem Leben eines Bag-Packers ein wenig zu kurz gekommen :) Eine Abwechslung zum Reisen bot dagegen hin der Ausflug zum Cricketspiel und das kleine Net-Ball Spiel. Neben AFL und Rugby zwei typische australische Sportartarten, welche meiner Meinung nach langweilige Alternativen zum Schach sind. Beim Cricket geht’s mehr um die Atmosphäre in einem Stadium, denn schließlich kann ein Cricketmatch mehrere Stunden dauern. Net-Ball hingegen ist eine weibliche Form des Basketballs, wo noch weniger Körperkontakt erlaubt ist :)

Keegan beim Baten
Mixed Net-Ball

ICYE-Australia Freiwillige
hungrig von der Reise :)
Vom 21. bis zum 24. Januar fand dann das ICYE Mid-Year-Camp in Perth statt. Wie im ersten Camp haben wir die Nächte im Motel neben dem ICYE-Office verbracht. Außer das wir einige Infos über unsere neuen Projekte bekamen, war der Sinn des Zusammenkommens eher das Austauschen der verschiedenen Erfahrungen unter den Freiwilligen, was durchaus interessant und spannend war. Verwunderlich war, dass sich mein Projekt letztendlich als das interessanteste und abwechslungsreichste heraus gestellt hat, allerdings auch das Anstrengendste war. Auch wenn sich andere Freiwillige, welche ihr erstes Halbjahr an Highschools verbracht haben, teilweise sehr gelangweilt haben, konnten Chris, Max und Ich keinen für unser altes Projekt überzeugen – zu groß war dann doch die Angst, das lässige, alte, klimatisierte Leben von max. vier Stunden Arbeit am Tag hinter sich zu lassen und sich einer neuen Erfahrung zu öffnen. Doch gleichzeitig hat mich deren Verhalten wieder ein wenig stolz gemacht, solch eine Zeit durch gestanden zu haben, wofür wir auch jeglichen Respekt von der kompletten Organisation bekamen. Weniger verwunderlich war für mich hingegen, dass Chris, Max und Ich so ziemlich die Einzigen Freiwilligen waren, welche nichts an ihrem zweiten Projekt auszusetzen hatten, denn wir wussten, dass es nur noch gemütlicher und ruhiger werden kann. Naja, genug verglichen, letztendlich habe ich mich auch für dieses Projekt entschieden und keiner wird dazu gezwungen in einem Projekt zu arbeiten in welchem er nicht arbeiten will.

Fremantle Oval mit der
AFL Statue im Vordergrund
Fremantle Oval
Außer lässig am Pool abgehangen und die Australian Open geguckt, ging‘s an einem Tag noch nach Fremantle, wo wir einen Nachmittag uns ein wenig umschauen konnten. Allerdings ging‘s für keinen von uns nach dem Camp ins Projekt, denn schließlich waren noch Schulferien und am 26. Januar noch „Australia Day“ – der australische Nationalfeiertag, welcher aus unverständlichen Gründen an genau diesem Tag gefeiert wird. Kein historisches Ereignis rechtfertigt warum genau an diesem Tag die Nation gefeiert wird und was genau gefeiert wird ist den wenigsten Australiern bewusst – eine Art Vatertag in Deutschland wo jeder einfach nur happy und betrunken ist :) Natürlich ließen wir Freiwilligen uns dieses Erlebnis nicht ergehen und haben uns unter das Volk in Perth gemischt um am Ende des Tages noch das Feuerwerk vom Fluss aus anzuschauen.

langweiliger Nachmittag im ICYE-House
Nachdem das Camp zu Ende war, verbrachten wir Freiwilligen alle die ausstehenden Nächte im neu eingeweihten ICYE-house von welchem aus einer nach dem anderen in sein Projekt gezogen ist.
Mich hat es dann als letzer wie schon erwähnt nach Geraldton verschlagen, wo ich zukünftig in einer Grundschule arbeiten werde. Auch wenn ich mittlerweile meine ersten Arbeitstage schon in der Schule verbracht habe, kann ich euch noch nicht so viel über das genaue Lernsystem erklären, denn diese Schule unterscheidet sich von gewöhnlichen Grundschulen und unterrichtet nach dem sogenannten „Steiner-System“, welches wohl am besten mit den deutschen Walddorfschulen verglichen werden kann.
Für weitere Infos füge ich euch noch diese Links hinzu:

http://de.wikipedia.org/wiki/Waldorfp%C3%A4dagogik
-etwas über die Waldorfpädagogik
http://www.leaningtree.wa.edu.au/
- Homepage der Grundschule

Meine momentane Wohnsituation ist noch ein wenig kompliziert, denn die Schule konnte bisher noch keine Gastfamilie für mich finden und so wohne ich momentan noch bei Toni, einem deutschen Student, bis die Schule eine Gastfamilie für mich gefunden hat. Da schon von vielerseits Interesse gezeigt wurde, gehe ich mal davon aus, dass es nicht mehr alt zu lange dauern wird, bis ich dann auch endlich mal wieder meine Koffer auspacken und mir es gemütlich machen kann.
Mittlerweile habe ich nun schon 3 Tage an der Schule verbracht und bin total zufrieden, denn die Schule ist sehr freundlich eingerichtet, die Lehrer super freundlich und die Kiddies einfach nur liebenswert. So sind meine ersten Eindrücke von meinem zweiten Projekt – der Leaning Tree Community School in Geraldton. Wie genau meine erste Woche an dieser Schule abgelaufen ist wird es dann im nächsten Eintrag geben, auf welchen ihr hoffentlich dieses mal nicht solange warten müsst wie auf diesen :)
Liebe Grüße