Donnerstag, 25. November 2010

Fishing...

Es sind momentan die erholsamen Stunden nach der Arbeit die dieses Leben hier in der abgeschotteten Gegend so einzigartig und wundervoll machen. Momente, welche all harte Arbeit und Anstrengung in der Hitze des Outbacks verdampfen lassen. Jeglicher Verzicht, welche diese zivilisationsarme Gegend mit sich bringt erscheint plötzlich so klein und unbedeutend, als hätte es in meinem bisherigen Leben noch nie eine Rolle gespielt. Dinge nach denen ich mich in ruhigen und einsamen Minuten wieder sehne, verschiebe ich in den Hinterkopf, denn das was vor mir passiert wird bald passé sein. Im Hinblick auf die verbleibende Zeit, wird aus einem „noch“ plötzlich ein „nur“ und es stimmt mich selbstkritisch, denn ich frage mich selbst: „Warum fängst du jetzt erst an alles zu genießen?“ War zuvor alles zu abenteuerlich und aufregend oder braucht ein Mensch einfach die Zeit um zu kapieren, dass das was momentan noch so greifbar und alltäglich erscheint für viele Menschen unerreichbar ist. Weiß ich es wirklich zu schätzen was sich momentan Tag täglich vor meinen Augen abspielt? Ich kann mit fester Sicherheit behaupten, ja. Doch es wird immer so sein, dass Menschen Dinge erst mehr zu schätzen lernen, wenn sie nicht mehr greifbar sind, was allerdings nicht heißt, das sie nie zu schätzen wussten, was sie zuvor besaßen.

kleine Abwechslung am Wochenende
beim Polieren einer Perlenmuschel

Es ist mal wieder einer dieser Tage an dem es nach der Arbeit zum Fischen geht. Die durchgeschwitzten Arbeitsstiefel ausgezogen und rein in die Flip-Flops. Im Kopf wird schnell die Checklist fürs Fischequipment hochgeladen. Angel, Köder, Kühltruhe, Eis, Messer, Zange, Mosquitoespray und kaltes Wasser, ja ich hab alles. Die Cap aufgezogen und ein wenig Sonnencreme aufgetragen und dann kann es auch schon losgehen. Schnell noch Wasser, Öl und Benzin gecheckt und ab geht‘s in den dreckigen Landrover, welcher noch vom Vortag mit einer inzwischen getrockneten Schicht aus Schlamm bedeckt ist.

Über die unebene, rote Piste gebrettert, verschlägt es uns heute zur Abwechslung mal zu „Norman’s Creek“, einer der vielen wundervollen Spots hier in den West-Kimberley. Doch egal wo man sein Glück probiert, einen Fisch zu fangen ist ohnehin garantiert.

das war wohl sein Tag
Norman hat nur mit nem Blinker all
die Fische aus dem Wasser gezogen

In einem Gebiet, welches Jahrzehnte lang, fest unter der Hand der Aborigines war dringt sich so langsam der Tourismus auf. Es gibt wenige Orte auf der Welt in denen sich die Fische im offenen Meer noch so tummeln wie in dieser Gegend. Längst wurden an anderen Orten der Erde die Küsten leer gefischt oder von der Industrie vertrieben. Doch dazu gehört dieser Ort noch nicht! Das Einzige was mich an meinem letzten Satz stört ist das „noch“. In Broome und in vielen anderen Städten der Kimberley Region werde schon Vorbereitungen getroffen um in naher Zukunft die riesigen Gasreserven aus dem Boden dieser einzigartigen Region zu saugen. Doch zum Glück gibt es genügend Menschen hier, die genau dieses Vorhaben stoppen möchten. „You will never know what you’ve got until you lost it“, einer der vielen Sprüche welcher auf die Straßen in Broome gesprayt wurde. Doch leider lässt es sich schon vorhersagen, dass die Industrie zu mächtig und groß ist um sich von ein paar Umweltfreunden aufhalten zu lassen.
Jetzt hat es mich ein wenig in die falsche Richtung verschlagen :) Zurück zur Gegenwart und zum Fischen.

hier Fischen wir 3 hin und wieder nach der Arbeit

Angekommen am Creek wird alles Entladen. Die Mud-boots übergezogen und der Haken mit einem schönen Stück Fisch bestückt – frischer Köder ist eben immer noch der Beste. Doch allein der Blick aufs strömende Wasser enttäuscht, denn wir waren heute leider ein wenig zu früh dran. An einem Ort, an welchem zwischen Ebbe und Flut nahezu 10m liegen können, muss man doch eben einen genaueren Blick auf das „tide-book“ werfen. Es ist wohl das meist umworbene Buch in dieser Gegend, denn es besitzt hier nahezu jeder. Was für Christen die Bibel sein mag, ist für Angler hier ein „tide-book“. Man kann darin für jeden einzelnen Tag des Jahres ablesen, wann Ebbe und Flut ist und dazu auch noch wie hoch bzw. niedrig die Wasserstände sind. Je nachdem was man fangen will, plant man seine fishing trips mit einem Blick auf die Gezeiten. Auch wenn wir ein wenig zu früh an der Zeit waren, die gewaltige Strömung ist dennoch beeindruckend.


Doch als sich nun das Gewässer beruhigt hat und es wieder möglich war einen Biss von der Strömung zu unterscheiden, warfen wir die Haken ins Wasser. Nicht lange hat es gedauert bis die ersten Fische mit einem Probieren immer wieder kleine Züge an meiner Leine auslösten. „Nehm doch endlich das ganze Ding mit“ denkt man sich und wenn es dann soweit ist benötigt es nur noch einen kräftigen Zug an der Leine und schon hat man den Fisch am Haken. In Deutschland habe ich mich ja noch nie wirklich fürs Fischen interessiert, hin und wieder haben Ausflüge zum Forellen-Puff frischen Fisch auf den Teller gebracht, ansonsten war es immer nur das Filet aus dem Tiefkühlregal. Über den geschmacklichen Unterschied will ich erst gar nicht reden, aber das wäre ein weiterer Grund um meine Zeit hier zu verlängern.

das war dann wohl ein "cat-fish"

Es dreht sich hier momentan eigentlich alles ums Fischen. Letzten Donnerstag hat Mario uns mit dem Boot zum Fischen genommen, ausnahmsweise hatten wir mal einen Tag frei. Doch bevor es zum viel versprechenden fishing-trip ging, wurde am Abend zuvor noch der Köder gefangen. Ein voller Eimer nach ein paar Würfen mit dem Netz schien ein gutes Omen zu sein.

ein Eimer voller Köderfische

Creek bei low-tide
hier haben wir unseren Köder gefangen

Mario hatte sogar flüssig Köder eingepackt um die Fische ans Boot zu locken – er hatte wohl was Großes vor. Doch als wir dann am nächsten Morgen 300m offshore waren ist aus heiterem Himmel der Motor des Bootes kaputt gegangen und das Riff an welches er uns bringen wollte, war dann ein ganz schönes Stück entfernt. Aus dem viel versprechenden Trip wurde ein Flop und wir sind wieder zurück gepaddelt und haben unser Glück nahe der Küste probiert, was sich allerdings schnell als äußerst erfolgslos heraus gestellt hat. So haben wir kurzer Hand den fishing-trip in einen Erholungstrip umgewandelt und uns an den Strand gelegt. Enttäuschendes Fazit: 0 Fische :)

Boot zurück auf den Hänger und Chillen :)

Doch der nächste Ausflug steht schon vor der Tür und kann nur besser werden. Am Samstag werde ich nämlich mit Paul und paar seiner Kollegen zum Fischen auf den Ozean hinaus fahren. Am Sonntag geht dann der Rest zum Fischen und ich werde dann aufs Camp aufpassen, allerdings werde ich die Zeit nutzen um ein klassisches schwäbisches Gericht pünktlich zum Abendessen zu servieren. Jawohl, es gibt Linsen mit Spätzle :) Hat jemand zufällig paar Saitenwürstle? Hab jetzt scho mega bock drauf!


Außer den ganzen Ausflügen hat es mich am Sonntagmorgen mit Norman nach Broome verschlagen. Wir haben Lebensmittel und Baumaterial einkaufen müssen und ich hab den kleinen Aufenthalt noch genutzt um nach nun 3 Monaten schließlich auch Internet auf meinem Laptop zu empfangen. Das Problem war allerdings nicht mein Laptop sondern das äußerst inkompetente Personal vom Telstra-Shop.
Inzwischen haben wir auch die neuen Projekte von Michelle zugeschickt bekommen. Ich habe noch keinen genaueren Blick darauf geworfen aber es sind einige mehr als bei der ersten Wahl. Damals hatte sie uns versprochen, dass wir nun bei der zweiten Wahl unser Wunschprojekt garantiert bekommen, wenn wir hier ins Outback gehen. Wir drei waren alle sehr gespannt auf die neuen Projekte, doch Mario ein wenig enttäuscht, dass wir alle so fest davon überzeugt sind zu gehen. Er meint immer wieder, dass wir uns nach Banana-Well sehnen werden, denn es sei der beste Ort für uns. Wir drei wissen alle, dass dieser Ort seine Vorzüge hat, aber wir möchten uns auch nicht mehr von Mario anhören, dass wir zu viel Essen usw. Er labert eben viel wenn der Tag lang ist :)

wenn die Mosquitoes raus kommen
ist es dann auch Zeit zu gehen :)

Grüße an alle die immer noch so fleißig mitlesen. Ich kann versprechen, dass es zukünftig wieder interessanter wird, denn in den letzten 3 Wochen wird noch einiges hier passieren und zudem steht die Reiseperiode vor der Tür. Freut euch auf viele tolle Bilder ;)
Liwbw Güße und einen schönen Start in die Adventszeit
Dani

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