Dienstag, 9. November 2010

Zeiten die mich prägen

Wenn man anfängt die verbleibenden Wochen zu zählen, freut man sich dann zu sehr auf das was danach kommt oder hat man die Schnauze voll von dem was man momentan tut?
In meinem Fall passt wohl beides. Ich freue mich tierisch auf den gemeinsamen Urlaub mit meiner Familie und natürlich auch auf das zivilisiertere Leben, allerdings bereue ich auch keine einzige Sekunde die ich hier draußen verbracht habe. Ein Leben das ich mir vor dieser Zeit nie hätte vorstellen können, denn es ist ein Leben ohne Zivilisation, Familie, Sport, Freunde, Handy, Abwechslung und geprägt wird es zudem noch von Einsamkeit, harter Arbeit, tropischem Klima, zahlreichen Insekten, Schmutz und mangelnder Privatsphäre. Mir fällt es sehr schwer die Situation zu beschreiben, es benötigt vermutlich einen gewissen Abstand um wieder mit anderen Augen auf diese Leben zu blicken in welchem ich momentan lebe. Man lernt einfache Dinge zu schätzen, die ich in meinem bisherigen Leben nicht einmal zu schätzen gewusst habe. Auch wenn es nur eine kalte Dusche oder ein voller Kühlschrank ist, viele Dinge in meinem Leben haben ihren Wert vervielfacht. Eine Tatsache die ich mittlerweile schon behaupten kann ist, dass der Großteil der deutschen Bevölkerung im Wohlstand lebt und dennoch ständig etwas auszusetzen hat.
Nichts desto trotz freue ich mich auf die verbleibenden 6 Wochen in welchen hoffentlich noch tolle Erfahrungen gesammelt werden können. Es sind bereits schon einige Dinge geplant wie zum Beispiel der Fishing-Trip mit Pauls großem Boot oder ein paar Arbeitstage mit indigene Personen, was einer meiner größten Wünsche war, einfach um den Umgang mit solchen Menschen kennen zu lernen. Es wurde mir bereits gesagt, dass der Begriff „Arbeit“ eine kleine erholungsvolle Bedeutung für Sie hat. Ein Vorurteil über welches ich mir mein eigenes Bild machen möchte, bevor ich anfange zu urteilen.
Doch all das liegt noch in der Zukunft und gelebt wird in der Gegenwart, welche momentan von sehr harter Arbeit geprägt wird.

unsere Veranda
das kleine Dach wurde schon abgenommen und
das Gitter für das neue wird gerade gebaut

Weniger ist es die Art der Arbeit welche verrichtet werden muss, doch mehr die Temperaturen und mangelnden Arbeitsgeräte die diese Arbeit zu einer solchen harten machen. Wie Paul mir einst gesagt hat, man lebt hier 50 Jahre zurück, was sich auch an der Arbeit wieder spiegelt. Viele Tätigkeiten müssen noch von Hand verrichtet werden, doch dabei würden es Maschinen doch so viel einfacher machen! Dennoch sind die Hände das beste Werkzeug :)
In der vergangenen Woche haben wir unsere komplette Veranda vergrößert.

das Dach schon gebaut nun musste der komplette Kies verteilt werden,
welcher zuvor mühevoll von uns Freiwilligen von der "road" gefegt wurde

Kies und Sand verteilt
Stein für Stein wurde nun gepflastert

Angefangen bei dem Dach welches nun größer und isoliert ist, weiter zum Boden welcher nun nicht mehr aus rotem staubigen Kies besteht sondern fein gepflastert wurde, bis hin zu den Wegen welche zukünftig keine Stolperfallen mehr sein werden.

so sah es dann am Ende aus

Inzwischen hat uns auch Lilly verlassen müssen, sie hatte bereits fast ein ganzes Jahr in Australien verbracht und wollte noch einige mehr verbringen, doch ihr Visa wurde nicht verlängert und so musste sie ausreisen. Die Gruppe dezimiert sich und zurück bleibt der harte Kern, welcher aus Mario, Norman und uns Freiwilligen besteht. Doch bevor die ausgebildete Friseurin uns verlassen hat, hat sie Chris und mir noch einen Haarschnitt verpasst, welcher bei mir ohnehin schon längst überfällig war! Kurz, kürzer, der Bart ist fast länger als mein Haar auf dem Kopf :)

Haarschnitt im Outback

Menschen gehen, doch Tiere kommen. Das Gestöhne der Pfauen während der vergangenen Wochen hat ihre Früchte geworfen und so sind es mittlerweile einige kleine Pfauenbabies die hier durch die Gegend watscheln.

die Mutter mit ihrem Baby
auf dem täglichen Nachmittagsspaziergang

Wer für das Wochenendprogramm Abwechslung erwartet hat, liegt wohl falsch. Dieses Wochenende ging es zum „Shelling“ und nicht zum „Fishing“ was natürlich an den Gezeiten lag. So wechselt es sich hier immer im 2-wochen Takt ab. Ich wusste zwar, dass das Muscheln sammeln total langweilig ist, allerdings erhoffe ich mir immer wieder, dass sich das frühe aufstehen doch irgendwann mal bezahlt macht. Es gibt echt weniger was langweiliger ist als das! Nachdem Max schon nach 20min die Lust verloren hat, hat es bei mir weitere 40min gebraucht bis ich mein Werkzeug zur Seite gelegt hab und mir die Zeit für ein paar tolle Naturaufnahmen genommen habe.


eine gestrandete Perlen Boje
und im Hintergrund Mangroven

in den Mangroven
felsiger Übergang zum Meer

Meine restliche Freizeit nehme ich mir dann hauptsächlich zum Ausruhen, Nachdenken und Reflektieren. Immer regelmäßiger schnüre ich mir momentan auch meine Laufschuhe um, denn es macht einfach Spaß mitten durch die Natur zu joggen. Hin und wieder fliegen Papageie über die Baumkronen hinweg und wenn man mal glücklich ist, sieht man dann vielleicht auch mal einen Esel :)
Ein weiterer Zeitvertreib ist dann auch noch das Lesen, welches sich hauptsächlich mit lokaler Geschichte beschäftigt.

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