Donnerstag, 24. März 2011

my daily routine...

Nach über zwei Wochen find ich endlich auch mal wieder die Zeit etwas in meinen Blog zu schreiben und euch somit halbwegs auf dem Laufenden zu halten. Der Alltag hier in Geraldton hat mich voll im Griff und die vergangenen Wochen liefen teilweise strukturierter ab, als viele zu Hause in Deutschland. Natürlich habe ich als Freiwilliger hier um einiges mehr Freizeit als ich es zu Hause als Schüler hatte – doch wer mich gut genug kennt, weiß auch, dass ich eher der aktive Typ bin und selten die Füße still halten kann.
In den vergangenen Tagen habe ich mir die Gedanken gemacht, ob ihr euch halbwegs vorstellen könnt, wie mein momentanes Leben hier down under eigentlich abläuft und musste doch sehr daran zweifeln. Deshalb werde ich mir im folgenden Eintrag bemühen um euch mein australisches Leben so gut es geht zu beschreiben.

„Die wahre Lebensweisheit besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen.“
Pearl S. Buck

Kaum ein Zitat würde mein tägliches Streben besser beschreiben als dieses. Ob ihrs glaubt oder nicht, ich vergesse hin und wieder wo ich eigentlich bin. Besonders in den Momenten in denen mein Leben sich geregelt, kontrolliert und angenehm anfühlt, vergesse ich, dass Ich momentan eigentlich mein Traum lebe. Täglich fahre ich mit dem Fahrrad zur Schule und lasse den Strand einfach links neben mir liegen, für welchen sich jeder von euch momentan umdrehen würde. Bei 36 C°, strahlendem Sonnenschein, verziehe ich mich lieber in die klimatisierte Wohnung, in welcher mir der Ventilator die warme Luft wieder von der Decke bläst nur um einen halbwegs kühlen Kopf zu bewahren – ja auch wenn ich ein noch extremeres Klima aus dem Busch gewöhnt bin, wird nach mittlerweile über 9 Monaten der Sommer für mich dann doch auch anstrengend. Es gibt zahlreiche Dinge die ich hier aufführen könnte, doch schon diese kleine Auswahl der Dinge müsste eigentlich deutlich machen, was ich euch damit sagen will. Wenn man in einem Umfeld lebt in welchem einem alles sehr familiär vorkommt, vergisst man leicht, dass es einige Menschen gibt, die doch gerne mit einem tauschen würden. So muss ich mir momentan also täglich vor Augen führen, wo ich momentan lebe und wohin ich wieder am 11. August fliege.
Doch wie sieht es denn jetzt eigentlich bei mir wirklich aus?

Lifespan Fitness-Center
Abgesehen vom schulischen Alltag, existiert mittlerweile sogar ein freizeitlicher Alltag, denn seit fast nun 3 Wochen gestaltet sich meine Freizeit relativ gleich. Wie ich euch ja bereits allen schon erzählt habe, spiel ich seit geraumer Zeit für den „La Fiamma“ Soccer-Club und habe somit auch regelmäßiges Training, welches jeden Dienstag und Donnerstag um 18.30 Uhr stattfindet. Momentan befinden wir uns in der Vorbereitungsphase für die kommende Saison, welche bereits schon in zwei Wochen anfängt. Auch wenn bei den sehr schwülen Temperaturen das Konditionstraining am Abend anstrengender ist, als es eigentlich sein müsste, wird auch dieses für mich persönlich sehr interessant gestaltet.
Lifespan Fitness-Center
Abgesehen von den Ausdauerläufen, Sprints und Kraftübungen, welche mir bereits alle schon aus Deutschland bekannt sind, gab es in der Vergangenheit auch eine Trainingseinheit am Strand: Einige Längeneinheiten am Strand entlang gejoggt, dann hinaus auf die Plattform im Wasser geschwommen, dort Sit-Ups und Push-Ups gemacht, zurück geschwommen und ein weiteres Mal den Strand hoch und hinunter gejoggt, so kann zum Beispiel das Aufwärmen ablaufen. Abgesehen von dem abwechslungsreichen Training, macht die hohe Trainingsbeteiligung mit rund 25-30 Mann, das Training doch immer sehr spaßig!
Natürlich verwende ich auch die Besucherkarte für das Fitnessstudio, welche ich vor einiger Zeit von Renee geschenkt bekommen habe. Jeden Montag und Mittwoch geht’s nach der Schule, sowie jeden Samstagmorgen ins Fitnessstudio zum Trainieren. Allerdings wird diese Karte auch bald schon aufgebraucht sein und ich werde Renee wohl ein weiteres Mal darum bitten müssen, mir eine neue Karte zu organisieren, denn schließlich würde die Karte mit den 10 Besuchen $120 kosten, welche ich mir mit meinem Budget einfach nicht leisten kann.

Wenn ich schon von den Finanzen spreche, möchte ich doch auch schnell auf den Mitglieds- und Registrierungsbeitrag für den Fußball-Club zurück kommen. Da man sich bis Ende letzter Woche bei der Australischen Soccer-Association als Spieler hat registrieren lassen müssen, habe ich das auch getan…das Problem war nur die Gebühr von $230. Allerdings konnte mir der Klub auch hier entgegenkommen und so haben wir uns darauf geeinigt, dass ich über die Saison hin die Gebühr in der Vereinskantine abarbeiten kann. Da momentan jeden Freitagnachmittag auf dem Vereinsgelände ein Turnier aller örtlichen Schule stattfindet, werde ich also schon den Großteil meiner Stunden vor dem Saisonbeginn erledigen können. So steht also von Montag bis Samstagmittag bei mir immer was auf dem Plan. Den Sonntag habe ich mir bewusst frei gehalten, da ich diesen brauche um mich von der Partynacht zu erholen :) Sonntags soll man ja schließlich ohnehin ruhen. Wie gesagt, geht es also jeden Samstagabend auf die Piste – meistens mit den Jungs aus der Mannschaft oder auch wie zum Beispiel vergangenes Wochenende mit Kate, einer jüngeren Lehrerin aus unserer Schule. Zur Auswahl stehen, neben einigen Bars, eigentlich nur zwei Nightclubs, dass „Vibe“ und das „UP“, wobei es uns eigentlich immer eher ins Vibe treibt, da wir Jungs von La Fiamma dort freien Eintritt erhalten. Vielleicht hat sich der ein oder andere von euch auch schon gefragt, wie ich bei meinem geringen Budget von $100 Taschengeld im Monat, mir das Ausgehen finanzieren kann. Die Frage ist sehr berechtigt, doch auch hier sorgen meistens die Jungs vom Club, dass ich nicht zu kurz komme und geben mir hin und wieder einen Drink aus.

Wie ihr schon gemerkt habt, hänge ich also relativ häufig mit den Jungs aus dem Club ab, was mir momentan richtig Spaß macht. Alle waren von Anfang an sehr offen und freundlich zu mir und haben mich gut aufgenommen, was es für mich einfach gemacht viele neue Kontakte zu knüpfen.
Das war also ein kleiner Einblick in meine Freizeitgestaltung, bleibt nur noch die Frage, was ich an dieser „Leaning Tree Community School“ eigentlich so treibe.

die Erstklässler machen ihre erste Bekanntschaft
mit den verschiedenen Buchstaben des
Alphabets
Wie ich ja in den vergangenen Einträgen schon deutlich gemacht habe, bin ich sehr froh an einer doch relativ ausgefallenen Schule gelandet zu sein. Doch worin unterscheidet sich die Schule eigentlich von anderen und welche Aufgaben habe ich als Freiwilliger an dieser Schule?
Der später Schulstart um 8.50 Uhr, welcher sich allerdings meines Wissens nach nicht von den anderen Schulen hier unterscheidet, bietet mir jeden Morgen eigentlich die Möglichkeit halbwegs auszuschlafen sowie gemütlich zu frühstücken. Allerdings trifft man sich zum Schulbeginn nicht in den einzelnen Klassenzimmern, sondern im Foyer, wo jeden Morgen ein bis zwei Lieder gesungen werden, wobei jeden Montagmorgen die australische Nationalhymne auf dem Pflichtprogramm steht. 
P like
"Proud Prince" or "Pretty Princess"
Ebenso erstrahlt jeden Morgen das Foyer in einer anderen Farbe, denn die Kids haben für jeden Tag eine andere Schuluniform, welche sich allerdings nur in der Farbe der T-Shirts unterscheidet. Dieses morgendliche Singen, welches jeden morgen zu einer sehr freundlichen und familiären Atmosphäre beiträgt, benötigt jeden Morgen ungefähr 10 min. Anschließend begeben sich die Kids je nach Alter in die verschiedenen Klassenzimmer, wobei ich meistens bei den Erst- bis Drittklässlern im sogenannten Sunflower-Room bin. Mit rund 20 Kids ist das die größte Klasse und somit wird meine Hilfe hier auch am meisten benötigt. Nachdem morgendlichen Singen fängt der Tag in den Klassen dann eigentlich sehr ähnlich an. Jedes der drei Klassenzimmer hat ein individuelles morgendliches Ritual, wobei in allen Räumen jeden Morgen von unterschiedlichen Kindern die sogenannten „News“ erzählt werden. Hierbei handelt es selbstverständlich nicht um politische oder gesellschaftliche Themen, sondern um spannende Dinge, welche die Kids in ihrer Freizeit erlebt haben. Hierbei handelt es sich meistens um Erlebnisse am Wochenende oder Geschichten welche in der Freizeit erlebt wurden.

oder P like Popcorn :)
for sure just salt
Hin und wieder werden auch Haustiere in das Klassenzimmer geschleppt, welche die Unterrichtsräume in der vergangenen Woche nahezu zu einem Zirkus verwandelt haben, von Hunden, über Meerschweinchen bis hin zu Hühnern hatten wir schon so einiges im Klassenzimmer.
Nach den News fängt dann gegen 9.30 Uhr die erste Lehreinheit an, welche sich natürlich von Klasse zu Klasse unterscheidet. In der Regel wird am Vormittag Literatur, Englisch und Mathematik unterrichtet, am Nachmittag widmen sich die Klassen hingegen eher praktischen Dingen, wie zum Beispiel, dem Malen oder Basteln. Um 10.50 Uhr wird die erste Unterrichtseinheit beendet und die Kids haben dann eine halbstündige Pause, welche hier auch als Morning-Tea bekannt ist. Da in meinem Klassenzimmer jedes Kind eine Frucht mit in die Schule bringt, werden alle Früchte in einem Korb gesammelt und in der Regel von mir dann aufgeschnitten und auf einer Platte verteilt, wovon die Kids während der Pause dann snacken können.

abhängig von den Früchten, welche die Kids
mitbringen, kann so die Früchteplatte
aussehen.
Bei den Kindergartenkindern gestaltet sich das ganze relativ ähnlich, außer dass hier den Kindern eine Auswahl an Früchten in einer Schüssel serviert wird. Ebenso gibt es abhängig vom Wochentag dann anschließend noch eine kleine Stärkung: Montags ist es Milchreis, dienstags kleine Pfannenkuchen, mittwochs selbstgebackene Brötchen, donnerstags gibt es australische Scones und freitags eine Schüssel Haferflocken. Finanziert werden die ganzen Zutaten von dem Schulgeld, welches die Eltern bezahlen müssen… es ist ja schließlich eine Privatschule und keine staatliche.
Nach der Stärkung geht es dann weiter in eine weitere Lerneinheit bis 12.40 Uhr. Für die Mittagspause welche von 12.40 Uhr bis 13.20 Uhr stattfindet hat die Schule 20min zum Essen vorgesehen, sowie weitere 20min zum Spielen. Das anschließende Programm am Nachmittag wird wie schon erwähnt eher spaßig gestaltet. Malen, Basten, Lesen und Spielen, wozu die kids eben Lust haben. So läuft also der schulische Alltag ab, wobei ihr euch bestimmt immer noch nicht vorstellen könnt in wie weit ich mich am schulischen Alltag eigentlich beteilige.

water-painting in the afternoon
Ich könnte hier natürlich sämtliche Kleinigkeiten erwähnen, welche ich bereits in den 8 Wochen an der Schule schon erledigt habe, was euch allerdings weniger einen aufschlussreichen Eindruck geben würde. Generell lässt sich sagen, dass ich die Lehrer einfach beim Durchführen ihres Unterrichts unterstütze. Im Englischunterricht helfe ich den Kids beim Schreiben ihrer Geschichten und buchstabiere ihnen unbekannte Wörter. Im Literaturunterricht höre ich den Kindern beim Lesen zu und verbessere ihre Aussprache und im Mathematikunterricht habe ich z.B. einem Teil der Klasse die 4. Grundrechenart „Division“ beigebracht. Zweimal die Woche betreue ich ebenso die Kinder im Kunstunterricht. Das ist allerdings nur ein kleiner Eindruck von meiner Tätigkeit an der Schule, denn durch den Tag hinweg muss man schließlich auf die Kids auch aufpassen und natürlich gibt es an dieser Schule auch die besonderen Kinder, welche ihre Sonderbehandlung brauche.
Abgesehen von der „anderen Art und Weise“ des Unterrichtens, unterscheidet sie Schule mit wöchentlichen gemeinsamen Aktionen von den staatlichen Schulen. Vergangene Woche fand zum Beispiel australienweit der sogenannte „Harmony Day“ statt, welcher allerdings an wenigen Orten so gefeiert wurde wie an unserer Schule. Am Freitagnachmittag wurden die Eltern zum Lunch-Sharing eingeladen. Hierbei wurden die Eltern gebeten verschiedene Nationalgerichte in Häppchenform zum kochen. Auch wenn ich kein Elternteil bin, habe ich mit meinen selbstgemachten Maultaschen zum kulturellen Austausch mitgetragen.

shared-lunch

Cycle to School
Diese Woche fand ebenso eine weitere schulische Veranstaltung statt, nämlich der „Cycle to school Day“. Die Kinder so wie die Eltern wurden darum gebeten das Auto daheim stehen zulassen und mit dem Fahrrad zur Schule zu kommen. Aufgrund dem großen Umfeld aus welchem die Kinder alle nach Geraldton kommen, war dies für viele Kinder unmöglich, wobei hier allerdings auch nur der gute Wille im Vordergrund steht. So fand vor dem Unterricht ein gemeinsames Frühstück statt, welches von einem der Eltern gespendet wurde.


provided Breakfast
Puuuuhh, das war nun ein kleiner literarischer Halbmarathon :) Alles die bis hier her gekommen sind, können sich nun stolz auf die Schulter klopfen! Ich jedenfalls hau mich jetzt aufs Ohr und freu mich euch bald wieder etwas Interessantes erzählen zu können, allerdings zum Glück mit wieder nur 6 Stunden Zeitverschiebung :)
Macht’s gut, bis die Tage!
Daniel

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen