|
Gloucester Tree |
Nach meinem Geburtstagsbericht folgt nun der nächste Teil meines Reiseberichts, welcher selbstverständlich dort anfängt wo der letzte aufhörte – in Augusta. Nachdem wir also am südwestlichsten Punkt Western Australiens, mit eine der kältesten Nächte verbrachten ging es am nächsten Morgen weiter Richtung Osten, wo unser erster Stop des Tages der Gloucester Nationalpark war, welcher sich 3km südöstlich von Pemberton mit einem Feuerwarnturm der ganz besonderen Art und Weise schmückt. Da sich zwischen Pemberton und dem weiter östlich liegenden Northcliffe, sich das Königreich der Karri-Eukalypten erstreckt, hatte man in der Pionierzeit einen, der über 1000 Jahre alten Baumriesen, zu einem Feuerwachturm verwandelt. Dem Gloucester Tree, welcher 52m in die Höhe ragt, wurden 153 Stahlpflöcke in den Stamm gerammt, welche eine Wendeltreppe hoch zur Baumspitze bilden. Eine Gebühr von $12 pro Auto, hatte uns 5en den Eintritt in den Park gewährt und somit hatten wir auch die Möglichkeit diesen Baum ganz ungesichert zu besteigen.
Nachdem alle wieder Heil am Boden angekommen waren ging es weiter östlich, durch einen endlosen Wald von Eukalyptusbäumen, zum sogenannten Valley of the Giants, wo die 4 Jungs unbedingt den Tree Top Walk machen wollten. Ein Spaziergang welcher bis zu 40m Höhe durch das Laubdach der Bäume verläuft und den Geldbeutel mit $10 belastet hätte. Da ich bereits einen solchen Tree-Top-Walk an der Ostküste unternommen habe, wusste ich was auf mich zukommen würde und war dementsprechend auch nicht bereit den Preis zu zahlen. Während die Jungs also ihr Geld zum Fenster hinaus warfen, wie sie anschließend selber zugegeben hatten, informierte ich mich ein wenig im Informationszentrum über die dort lebende Holzindustrie, sowie über die Verarbeitung und Verwendung der Eukalypten.
|
Brandungsstrand bei den Elephant Rocks |
Gegen Mittag hatten wir dann definitiv genug Bäume gesehen und machten uns auf zu den Elephant Rocks, welche sich entlang der Küste südwestlich von Denmark befinden. An diesem Brandungsstrand genossen wir einen mal wieder wunderschönen Sonnenuntergang und nutzten diesen auch um ein paar Bilder zu schießen. Aufgrund, der langsam eintretenden Dunkelheit konnte unsere nächste Schlafmöglichkeit nicht weit entfernt sein und so verschlug es uns zum Ocean Beach ein paar Kilometer südlich von Denmark. Trotz der auch hier sehr kühlen Temperaturen während der Nacht, war der Ausblick morgens aus dem Zelt einfach ein Traum. Wir spendeten deshalb auch die ganze Reise hinweg, so viele Nächte wie möglich an Stränden. Zudem sind die meisten der Strände auch mit öffentlichen Toiletten und Duschen ausgestattet, was für eine morgendliche Erfrischung doch immer sehr hilfreich war. Anfangs beneidete ich noch Dominik, Thomas und Rico, welche in dem ein wenig wärmeren Campervan die Nächte verbrachten, doch mit der richtigen Schlaftechnik konnte man sich im Schlafsack dann doch warm halten und somit die Nacht am Strand – und nicht auf dem Parkplatz – um einiges mehr genießen.
Auf unserem weiteren Weg Richtung Adelaide landeten wir in der drittgrößten Stadt Western Australiens (25.000 Einwohner) – Albany. Die mit dem größten Naturhafen der Welt bestückte Stadt, diente Mitte des 19. Jahrhunderts als bekannter Walfangstützpunkt und später als Kohlebunkerstation für Hochseedampfer auf der Australien-Indien-Route, was allerdings weniger interessant für uns war :) Der Grund unseres Abstechers war eher die interessante Landschaft welche sich mit Granitfelsen und Sandstränden im südlich gelegenen Torndirrup National Park erstreckt. Am bekanntesten ist hier der 30m tiefe Felseinschnitt „The Gap“ sowie die Natursteinbrücke „The Natural Bridge“.
|
The Gap |
Wir verbrachten an diesem schönen Stück Erde den kompletten Vormittag und so waren diese Sehenswürdigkeiten leider auch die Einzigen an diesem Tag. Grund dafür war allerdings nicht die mangelnde Zeit, sondern die 500 monotonen Straßenkilometer welche zwischen Albany und Esperence vor uns lagen. Abstecher lohnten sich also auf diesem Straßenabschnitt nicht und so konnten wir uns schon einmal an das lange Fahren gewöhnen, welches noch vor uns lag. Da das Schlafen in dem doch relativ engen Bus schwer fiel, blieb mir nichts anderes übrig zu einer Lektüre zu greifen oder hin und wieder über die niveaulosen Witze meiner Reisekamaraden zu schmunzeln :) Diese Fahrt, welche uns über 6 Stunden kostete, bot nur einen Vorgeschmack, was am nächsten Tag vor uns Stand – die Durchquerung einer weit ausgedehnten Karstwüste. Die Nullabourwüste ist mit rund 200 000 km² das größte Stück Kalkstein der Welt und misst an ihrer breitesten Stelle (Ost-West) ca. 1200km und genau diese galt es zu durchqueren.
|
The Natural Bridge |
Doch bevor es am nächsten Tag auf die lange Fahrt ging, stand uns eine weitere unangenehme Nacht am Salmon Beach, in der Nähe von Esperence, bevor. Weniger waren es in dieser Nacht die immer noch relativ niedrigen Temperaturen, mehr war es der Lachsgeruch welcher in der Luft lag – kein Wunder, dass dieser Strand nach diesem Fisch benannt wurde :) Vergleicht diesen Gestank nicht mit dem wundervollen Geruch der euch beim Vorbeilaufen der Fischtheke im Supermarkt hinzu schwebt. Probiert es zuvor lieber mit einem verrotteten Fisch und bindet euch diesen direkt unter die Nase.
|
Wer will am morgen nicht einmal gern
mit Delfinen schwimmen? |
|
Küstenabschnitt bei Albany |
Egal wie schön auch mal wieder dieser Küstenabschnitt Australiens war, die unruhige Nacht und die Vorfreude auf den 50 km östlich von Esperence liegenden Cape Le Grand National Park, trieben uns weiter. Mein Reiseführer versprach in diesem Park eines der schönsten Naturschutzgebiete Western Australiens und wenn es nach mir ging könnte es auch „von ganz Australien“ heißen. Die rauen Granitgipfel, welche hier und dort immer wieder mal in die Höhe ragten interessierten weniger wie die pulverschneeweißen Silikatsandstrände. „Laber nicht so viel, zeig uns lieber Bilder“ – hier habt ihr sie.
ACHTUNG: „Es könnten leicht Neidgefühle entstehen“ :D
|
Cape Le Grand National Park |
|
Cape Le Grand National Park |
|
Cape Le Grand National Park |
Nachdem wir unsere morgendliche Dusche an der Hellfire Bay im kühlen Nass nahmen, mussten sich Nerven und Gesäßmuskeln für eine anstrengende Fahrt vorbereiten. Vor uns lag die Fahrt nach Port Augusta und somit auch die Durchquerung der Nullabourwüste, welche wir an einem Stück erledigen wollten.
|
Tanken in der Nullabour
$1.99 pro Liter war das Teuerste |
Doch bevor die Fahrt auf dem Eyre Highway starten konnte, wurde natürlich noch einmal verhältnismäßig günstig getankt und nach Tankstellen geschaut, welche rund um die Uhr geöffnet haben. Für eine Fahrt durch die Nacht benötigten wir alle 500km eine solche Tankstelle, da es der Van nicht weiter an einem Stück schaffte. Zudem ist bei eintretender Dunkelheit auch erhöhte Aufmerksamkeit gefordert, da ein Zusammenstoßen mit den nachtaktiven Kängurus relativ schmerzhaft für Auto, Insassen und Tier verlaufen kann. Um sich genau vor den erste zwei Gefahren zu schützen, sind viele australischen Autos, speziell Geländewagen mit einem sogenannten bullbar ausgestattet. Selbstverständlich sind die sogenannten „Roadtrains“, Lastwägen mit bis zu 3 Anhängern“ mit einem solchen Schutz ausgestattet, da der Fahrer dieser Giganten, dass Lenkrad um keinen Zentimeter bewegen wird, sobald er ein Känguru vor sich sieht.
|
Achtung vor: Kamelen, Wombats und Kängurus |
Ein Versuch auszuweichen wäre sinnlos und so wird jedes Känguru mitgenommen was nur in die Quere kommt. Aus diesem Grund wird das bullbar im australischen Raum auch gerne roo bar genannt.
|
noch nie auf so ner langweiligen Straße gefahren |
Ganz ungefährlich war also die uns bevorstehende Fahrt nicht, was wir relativ schnell feststellen mussten – hier und dort lagen Känguru Kadaver an der Straßenseite, ebenso waren an diesen Stellen Blutspritzer über die komplette Fahrbahnbreite verteilt. Landschaftlich konnte uns die Fahrt allerdings nicht viel bieten. „A lot of nothing“ so nennen die Australier die menschenleere Halbwüste ihres Landes. Die Nullabour Plain, welches aus dem lateinischen kommt und für „kein Baum“ steht, hat leider nicht mehr zu bieten als Buschwerk, allerdings wachsen auch hin und wieder niedrige Eukalypten und Akazien. Ursache für die spärliche Vegetation ist der poröse Kalkstein, in dem das Regenwasser sofort versickert.
|
diese Schilder stehen überall in Australien
und zeigen die Brandgefahr an |
Landschafttechnisch Erwehnenswertes hat diese Region also nicht zu bieten, die Ebene prägt sich lediglich mit dem längsten ununterbrochenen Küstenabschnitt der Welt. Ebenso befindet sich hier das längste gerade Schienenstück der Welt, welches 478 km ohne jegliche Kurve dem Auf und Ab der Landschaft folgt. Doch selbst wir hätten das Lenkrad westlich von Caiguna auf Mittelstellung arretieren können, denn dort geht es exakt 146,6 km gerade aus.
|
An manchen Stellen wurden die Straßen breiter gebaut um
eine Landemöglichkeit für Notflugzeuge wie z.B
den Buscharzt zu schaffen |
Noch am selben Tag fuhren wir bis 2 Uhr in die Nacht hinein, dort ging uns allerdings der Sprit dann aus und die Tankstelle, welche sich als durchgehend geöffnet ausgegeben hatte war zu unserer Enttäuschung doch geschlossen. Jule und ich mussten also mal wieder, mitten im Nirgendwo, das Zelt aufschlagen, in welchem es uns allerdings nur bis zum Morgengrauen hielt, denn sobald die Tankstelle öffnete, füllten wir das Auto mit dem sehr teuren Treibstoff und führten unsere Reise Richtung Port Augusta fort, wo wir am nächsten Tag, wiederum zum Abend, ankamen.
Wie die weitere Reise nach der Durchquerung der Nullabour Plain aussah, könnt ihr dann in meinem nächsten Eintrag nachlesen.
Bis denne
Daniel