Freitag, 17. Dezember 2010

We survived!

Nach 16 Wochen australischem Busch hieß es gestern dann endlich Goodbye. Auch wenn ich diesem Tag so lange entgegen gesehnt habe und letztendlich auch froh darüber bin, dass die Zeit nun auch vorbei ist, muss ich dennoch sagen, dass es doch irgendwas Besonderes für mich war. Es war als würde man sich eine lange Zeit auf etwas freuen, doch dann wenn es soweit ist, möchte man es doch noch nicht beenden. Für mich war die Zeit hier mehr als nur ein Projekt, in welchem meine Hilfe als Arbeitskraft benötigt wurde. Für mich war es ein Ort an dem ich nicht nur viel über das Leben in einer unzivilisierten Gegend gelernt habe, sondern auch so einiges über mich selbst. Mario hat uns mit Leidenschaft die Gegend hier gezeigt, hat zu allem eine Geschichte parat gehabt und es war mir eine große Ehre so vieles von ihm gelernt zu haben. Egal ob es mal wieder ein fishing-trip war oder es zur Abwechslung mal zum Shelling ging, es war doch immer was Einzigartiges. Doch er weiß nicht nur wie sich das Leben im Wasser abspielt, der Mann hat es handwerklich einfach nur drauf und bringt alles wieder zum Laufen.

auf der main-road
gesperrt war sie noch nicht...
 Es waren die abenteuerlichen Erlebnisse auf der einen Seite, die immer wieder eine erholsame Abwechslung waren, doch die Ruhe, Stille und die Einsamkeit auf der anderen die mich doch das ein oder andere Mal zum Nachdenken angeregt haben. Es gab wohl noch keine Zeit in meinem Leben in welcher ich so viel über die verschiedensten Dinge der Welt nachgedacht habe. Dinge die einen teilweise selbst wiederspiegeln doch auch Dinge die beim Reflektieren mich sehr kritisch gestimmt haben. Für manche mag es ziemlich verwirrt und verrückt klingen – vermutlich hätte ich das vor 4 Monaten auch noch gedacht, doch vieles Nachdenken verändert Menschen charakterlich und vor allem in vielen ihrer Denkens weisen. Manche gehen ins Kloster um Ruhe zu finden, ich hab sie unabsichtlicher weise im australischen Busch gefunden, was nun auch genug Ruhe war!

Es wird Zeit ein kleines Fazit zu ziehen:
- 16 Wochen australischer Busch
- über 600 Arbeitsstunden
- hunderte von Mosquitostichen
- 5 verlorene Liter Blut
- zahlreich gefangene Fische und Krebse
- 12 abgenomme kg
- durchschnittliche Temperatur: 35C°
- schwitzen = Standard
- dutzende Fliegen verschluckt
- harte Arbeit und Anstrengung
….

letzter kleiner Ausflug mit Mario
auf dem Creek beim Krebse fangen
Es war einfach eine Zeit die schwer in Worte zu fassen ist! Als ich mich vor über einem Jahr als Freiwilliger bei meiner Organisation ICJA in Berlin beworben habe, träumte ich von dem Australien, dass die meisten Menschen auf der Welt kennen – wunderschöne Strände, Great Barrier Reef, Sydney, tolles Wetter usw. Doch letztendlich bin ich dann im australischen Busch gelandet und es ist alles anders gekommen, als ich es erwartet habe. Ich habe das Leben der Aborigines kennen gelernt – das Leben wie die meisten es heute leben. Sesshaft, dennoch unvergleichbar mit dem australischen Lebensstandart. Auf dem ganzen Weg habe ich mich immer wieder mit anderen australischen Freiwilligen verglichen, die während meines Aufenthaltes im Nirgendwo, dass australische Stadtleben und ihre Vorzüge genießen konnten. War neidisch und hab mich missbehandelt gefühlt. Doch letztendlich sitze ich hier und muss sagen, dass diese Leute welche ich so oft beneidet habe, mich eigentlich beneiden müssten, denn ich habe eine Erfahrung gemacht wie keine andere. Ich bereue es nicht diese Zeit durch gestanden zu haben und bin dankbar dafür, dass es Menschen gibt, die anderen die Möglichkeit geben, eine solche Erfahrung zu sammeln.
Ich werde mit diesem Eintrag mich zwar offiziell von Banana-Well verabschieden, doch innerlich wird es noch eine Weile in mir arbeiten. Man muss einfach mit Abstand auf gewisse Dinge blicken können um sie zu realisieren und zu verstehen. Es wird die Zeit kommen in welcher ich sagen werde: „Damals im australischen Outback…“, doch momentan ist es noch viel zu nahe und ich schein es selbst noch nicht wirklich realisiert zu haben, dass es nun endlich vorbei ist.

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