Sonntag, 5. Dezember 2010

one week in Beagle Bay

In der vergangenen Woche sind wir der Arbeit in Banana-Well entflohen und haben für Paul in Beagle Bay gearbeitet. Ursprünglich waren nur zwei Tage geplant, wobei schnell ne ganze Woche daraus wurde – konnten eben auch nicht genug von der deutschen Qualitätsarbeit bekommen :) Doch bevor ich euch etwas darüber erzähl, gibt’s noch schnell was zu Beagle Bay im Allgemeinen:


Beagle Bay ist eine aboriginal Community welche 1890 von den in der Gegend lebenden Menschen gegründet wurde. Das Ziel der Gründung war die Zivilisierung deren Lebens. Unter strengem Glauben machten sich die Menschen es zu einer Mission die Gemeinschaft weiter zu entwickeln. Mit den Jahren ist die Community immer größer geworden und konnte teilweise mit der Viehzucht, Landwirtschaft, Bäckerei und Getränkefabrik den Markt in Broome beliefern. Bis 1970 war die Gemeinschaft unter der Führung der Regierung und wurde dann unabhängig. Mittlerweile hat Beagle Bay um die 300 Bewohner und wird täglich von einigen Touristen als Reiseziel besucht.
Momentan läuft in Beagle Bay ein Renovierungs- und Sanierungsprogramm ab, welches den Lebensstandart der Menschen verbessern soll. Mit dem Programm, welches von der Regierung bezahlt wird, werden neue Häuser gebaut und alte renoviert und mit sämtlicher neuer Technik ausgestattet. Paul ist mitunter der Manager dieses Projekts und konnte es somit möglich machen, dass wir für die eine Woche ein wenig mitwirken konnten.

vor dem "Broad"-Office in Beagle Bay

Natürlich waren wir zuvor schon in Beagle Bay um die ein oder anderen Lebensmittel zu kaufen oder um Material abzuholen, aber das Leben dort haben wir bisher noch nicht so mitbekommen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man als „Neuer“ vorerst von all den indigenen angestarrt wird – in einem Dorf in dem jeder jeden kennt fällt ein fremdes Gesicht natürlich gleich auf. Ich will nicht sagen, dass man nicht willkommen ist, aber ganz freundlich erschienen mir die Blicke auch nicht. Allerdings änderte sich das alles, als wir von Paul die gelbe Sicherheitsweste bekamen. Generell trägt hier jeder entweder dieses helle gelb oder stechende orange als Arbeitskleidung. Die Blicke der Menschen hatten sich schlagartig verändert, plötzlich wurde man gegrüßt und hin und wieder in kleine small-talks verwickelt. Man wurde nicht mehr wie als Fremder angestarrt, sondern hatte sich ein wenig integriert gefühlt, ein Teil eines Ganzen. Das Leben in Beagle Bay kommt mir ohnehin wie eine große Familie vor, jeder Mensch trägt mehr oder weniger seinen Teil am Gemeinschaftswohl bei und dazu gehört auch die Renovierungsfirma die seit nun mittlerweile 8 Monaten in Beagle Bay tätig ist und zum Teil der Gemeinschaft wurde. Mit der Weste gehörte ich also nun zur Firma und somit auch zur Gemeinschaft. An dieser Änderung hab ich erkannt, dass die Menschen dort zu schätzen wissen, dass man ihnen hilft. Doch was war die Gegenleistung? Diese Frage hab ich mir anfangs sehr oft gestellt. Ich wusste, dass das ganze Programm von der Regierung bezahlt wird, aber ich konnte mir echt nicht vorstellen, dass die Menschen dafür keinen Cent bezahlen – doch das ist wirklich so! Warum gibt man diesen Menschen nicht einfach die nötigen Materialien und lässt es sie selber machen? Als schlichte Antwort musste ich akzeptieren, dass sie einfach nicht die nötigen Fähigkeiten haben. Doch man kann es ihnen doch wenigstens zeigen wie es geht… dafür sind sie zu faul. Und mit dieser Antwort hatte sich der Stereotyp dann doch nicht als Vorurteil sondern als wahr heraus gestellt. Es ist traurig aber war, aber in diesem Land muss ein Aborigine nicht arbeiten um über die Runden zu kommen, denn sie bekommen einige Zuschüsse vom Staat und müssen nahezu keine Abgaben an den Staat zahlen. Natürlich hatten diese Menschen eine sehr schwere Vergangenheit auf diesem Kontinent, allerdings erreicht meiner Meinung nach der Staat keine Zivilisierung und Entwicklung mit diesem Verhalten. Desto mehr bremst er den menschlichen Drang sich ständig weiter zu entwickeln und eigene Projekte wahr werden zu lassen. Doch ich will mich auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, dazu weiß ich selbst noch zu wenig und möchte es vorerst hierbei belassen.

eines dieser Häußer die renoviert werden
insgesamt sind es 60 Stück

Nicht faul, sondern hoch motiviert durch die Erwartung endlich mal eine andere Arbeit verrichten zu können ging es dann also am Montag zur Arbeit. Paul hat uns mit dem Auto abgeholt und es war ein komisches Gefühl zur Arbeit zu fahren, denn wir leben hier in Mitten unserer Arbeit und sind die letzten 3 ½ Monate immer zur Arbeit gelaufen :) Das Gefühl Arbeit und Leben zu trennen ist mir um einiges lieber, wie die Arbeit rund um die Uhr um sich zu haben, naja lang ist es ja nicht mehr :)

morgendliches meeting

Mit unserer Motivation haben wir allerdings ein wenig die Arbeiter dort überfordert, die zwar nicht faul sind dennoch um einiges langsamer Arbeiten als ich es aus Deutschland gewohnt bin. Als Entschuldigung mag ich wohl die Temperatur gelten lassen, die morgens um 7 Uhr schon über die 30C° schießt, doch bei der Bezahlung die diese Arbeiter hier bekommen kann man ein wenig mehr Engagement doch erwarten. Naja der Start in den Tag ist eben doch immer schwer wenn man am Tag zuvor zu tief ins Glas geschaut hat. Es gehört hier zum täglichen Programm, dass die Arbeiter abends ein paar Bier trinken und der ein oder andere ein bisschen Grünes raucht. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen dieses Ende eines jeden Tages brauchen um einfach abzuschalten. Habe ja mittlerweile selber gemerkt, dass das Leben hier im Busch nicht ganz so einfach ist, aber ob das die richtige Erholung ist wag ich zu bezweifeln :D Auf die Frage: „Warum schaffst du eigentlich hier im Busch?“ bekommt man mit nahezu 100%iger Wahrscheinlichkeit die Antwort: „Wegen dem Geld.“ Ohne solch eine gute Bezahlung würde wohl auch kaum einer einige Jahre seines Lebens hier verbringen. Die meisten Arbeiter verfolgen die Absicht einige Jahre hier zu schaffen um dann gemütlich mit dem angeschafften Polster entweder ein eigenes Business aufzumachen oder in eine Art Frührente zu gehen. Von Jahr zu Jahr steigt deren Einkommen, welches viele Arbeiter dazu verleitet aus den geplanten paar Jahren dann doch schnell mehr werden zu lassen. Obwohl diese Gegend so viele landschaftliche Reize bietet ist Geld dennoch, das Einzige was die meisten Menschen dazu bewegt hier zu leben und zu arbeiten. Schließlich muss man alles hinter sich lassen, Familie, Freunde, Hobbies usw. Zudem muss man selbst seinen eigenen Lebensstandart einschränken, denn auch dieser der Arbeiter hebt sich nicht erwähnenswert von dem der Indigenen ab. Ist eben nicht alles so einfach hier im Busch…

eine normale Alltagsaufnahme

Die Arbeit die wir in der vergangenen Woche verrichtet haben, konnte aufgrund von Sicherheits- und Versicherungsgründen nicht zu verantwortungsvoll sein. Auch wenn es nicht immer die sinnvollste Arbeit war die wir verrichtet haben, wurden wir die Woche hindurch durch aus gut beschäftigt. Ein wenig mehr Ordnung im Materiallager oder neue Einrichtungen für die Häuser gehörten unter anderem zu unserer Arbeit. Wir wurden definitiv nicht überfordert.

ein paar neue Häuser

Abgesehen von der Härte der Arbeit die sich definitiv von unserer normalen Unterschied, hatte ich das erste mal richtig das Gefühl, dass unsere verrichtete Arbeit auch anerkannt wird. Arbeiter interessierten sich für unser freiwilliges Jahr und waren durch aus verwundert, als wir ihnen erzählten, dass wir das alles für nichts machen. Mit Verwunderung wurde der Fakt aufgefasst, dass wir 2x 8Wochen am Stück im Busch leben – und das von Menschen die hier täglich arbeiten. Selbst sie sind es gewohnt 2 Wochen am Stück zu schaffen um darauf ein paar Tage in Broome verbringen zu können. Auch ein schlichtes „thanks“ war für diese Arbeiter nicht zu viel, was Mario durch aus immer schwer fällt. Er ist eben noch einer von der ganz alten Sorte.

Feierabend-Bier mit 70 km/h auf dem Anhänger

Abschließend lässt sich sagen, dass die Woche in Beagle Bay für mich eine tolle Erfahrung war. Weniger war es die kleine Abwechslung zur Arbeit auf Banana-Well, mehr war es das Interagieren mit diesen indigenen Personen, welches mit der Hauptgrund war dieses Projekt vor 3 ½ Monaten gewählt zu haben. Es ist traurig, dass es erst zwei Wochen vor Ende geschehen konnte, doch viel trauriger ist es noch, dass es uns Paul ermöglicht hat und nicht Mario für den wir die ganze Zeit gearbeitet haben.
Einen perfekten Abschluss fand die Woche dann am Freitag Abend im Camp der Arbeiter mit ein paar verdienten Bieren und einem tollen Barbecue. Probably an evening which I’ll never forget :)
“Max, what was again the forbidden word?”
“Piss…”
“Ok, skull :D”

good blokes

Ich wünsch euch allen einen wunderschönen, verschneiten 2. Advent!
Dani

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