Sonntag, 3. Oktober 2010

1/3 schon geschafft

Es ist 6.00 Uhr am Morgen. Der Wecker klingelt und mein Tag beginnt. Draußen lebt schon längst alles, die Vögel zwitschern und die Mosquitoes machen sich auf zur Blutjagt. Allmählich richte ich mich auf, kratze mich von unten bis oben durch. Es war mal wieder eine anstrengende Nacht, meine Matraze, schon längst durch gelegen, ständiges wenden auf der Suche nach einer besseren Position, Mosquitoes, die nächtlich eine Akupunktur an mir praktizieren, Esel und Bulle liefern sich ein lautstarkes Brüllduell und trotz der hohen Temperaturen frieren meine Füße. Eine ganz normale Nacht im Out Back. Halb liegend ziehe ich an dem Vorhang um eine Sicht aus dem Fenster zu wagen. Es sieht ungewohnt aus. Anstatt der Sonnenstrahlen, die sich morgens schon durch die Baumkronen kämpfen und lange Schatten auf den roten Sand werfen, erschließe ich nur eine Sichtweite von weniger als 20 Meter. Gibt es wirklich Nebel in einer solch heißen Region oder ist es extrem starker Morgendunst? Verwirrt kämpfe ich mich aus meinem eisernen Bett, welches lediglich aus 4 Metallrohren und einem Gitter besteht. Obwohl das Quecksilber Röhrchen morgends schon an der 30C°-Marke kratzt, ziehe ich mir mein langarmliges Arbeitshemd, eine kurze Hose und Socken an. Kleidung die man benötigt um sich vor der brennenden Sonne und den rauen Umgebungen des Out Backs zu schützen. Demotiviert von dem Anblick meiner Badehose und den FlipFlops die vom Vortag noch auf dem Boden liegen. Doch bevor ich meiner Pflicht nachgehe, wittme ich noch dem „Bush-Man“-Spray, welches auf dem Nachtisch steht, meine Aufmerksamkeit. Hauchdünn trage ich es auf jede freie Stelle meines Körpers auf – Chemie pur zum Kampf gegen den Staatsfeind Nr.1. Es bleibt bei einer Schicht, denn jede weitere würde einen noch größeren Schmerz in den Schnittwunden vom Vortag hervorrufen. I’m prepared to fight!
Der erste Gegner wartet schon am Ausgang meines Zimmers. Anstatt einer gewohnten Tür muss ich noch eine weitere Tür mit Fliegengitter öffnen. Doch anstatt sie mit den Händen zu öffnen, muss man sie förmlich im Rambo-Stil auftreten. Vor der Tür warten auch schon meine Arbeitstiefel, natürlich mit Stahlkappen, um von mir kräftig durchgeschüttelt zu werden. Stinkender, anlockender Geruch vom Vortag hat jeden Stiefel zu einer gemütlichen Übernachtungsmöglichkeit für unbefugte Tierchen gemacht. Doch nach jeder morgendlichen Schüttelroutine suchen auch diese Tiere ihre Weiten. Auf mache ich mich zu dem 100 meter langen Morgenspaziergang zum Gemeinschaftsraum, welcher überwiegend aus Blecht besteht. Doch es ist irgendwas anders an diesem Morgen. Schon nach dieser kurzen Distanz spüre ich bereits wie sich meine Kleidung mit Wasser voll gesaugt hat. Wassertropfen ebnen sich bereits ihre Bahnen durch die beharrten Beine. Nach einem geistigen Tiefschlaf fange ich allmählich an den bedeutenden Unterschied zu verstehen. Drehe mich um und blicke noch einmal in den hauchdünnen Regen, über 99% Luftfeuchtigkeit – Willkommen zur feuchten Jahreszeit!

Ich hoff der kleine literarische Ausflug war mal was anderes und interessant zum Lesen :)
Naja jetzt wisst ihr wenigstens wie meine Nächte und Morgenminuten ablaufen, für euch wohl unvorstellbar, doch ich hab mich mittlerweile ganz gut dran gewöhnt.

Die Arbeit der letzten Woche ging hoch hinaus. Wir haben den Mosquitoes nicht nur im Graß den Kampf angesagt, sondern auch in den Bäumen. Während Mario mit dem Traktor das komplette Grundstück gemäht hat, haben wir Freiwillige alle Bäume auf dem Grundstück gestutzt. Wenn man eine ganze Woche dafür braucht, könnt ihr euch ja ungefähr vorstellen, wie viele Bäume hier rum stehen. Abgesehen von den tiefen Ästen, welche wir bis über Kopfhöhe abgeschnitten haben, gingen wir noch den Lianen an den Kragen, welche sich bis in die Baumkronen hinauf gekämpft haben. Die Lianen wickeln sich wie Schlangen um den Baum und ziehen sich von Zeit zu Zeit immer enger zusammen, was schließlich tödlich für den Baum ist. Man hat zwar bereits die Lianen am Stamm gekappt um sie von ihrer Wasserversorgung zu trennen, doch die Idioten welches sie wegmachen durften waren wir -.- Abgesehen davon, dass es eine extrem anstrengende Angelgenheit war, kam natürlich auch noch das Wetter und die Luftfeuchtigkeit dazu – man schwitzt hier nur einmal am Tag und das durchgehend!


mal wieder Blätter zusammen rächen

Außerdem haben wir mittlerweile auch Lilly mit an Bord. Bin mir ziemlich sicher, dass ich sie bereits erwähnt habe, nun ist es allerdings offiziell, dass sie hier vorerst für die nächsten 12 Monate arbeiten wird. Die letzten Wochen haben wunderbar auch ohne Regeln geklappt! Doch sie hat nach zwei Tagen gedacht, dass ein Meeting nötig wär um Regeln fest zu legen – gleich bei mir mal unten durch gerutscht. Zwei Tage da sein und schon Regeln fest legen, geht mal gar nicht! Vor allem frag ich mich mittlerweile, was sie eigentlich hier arbeitet?! Naja die Regeln haben erst mal einen neuen Tagesablauf mit sich gebracht, welcher eigentlich gar nicht soooo schlecht ist, doch der Rest ist „Bullshit“ den wir nicht gebraucht hätten! Mein neuer Tagesablauf sieht wie folgt aus:

6.00 - 7.00 Uhr: Aufstehen, Frühstücke, Waschen usw.
7.00 - 9.30 Uhr: Arbeiten
9.30 - 10 Uhr: „Smoker“ auf deutsch, Kaffeepause
10 - 12 Uhr : Arbeiten
13.30 - 15.30 Uhr: Arbeiten und dann Feierabend

Dieses Wochenende war im Gegensatz zu den letzten zwei, wieder mal ein richtig geiles. Am Freitag nach dem Schaffen ging es erst mal zum Fischen. Naja sagen wir mal so, wir haben den Köder gefangen welchen wir für Samstag und Sonntag gebraucht haben. Denn an beiden Tagen ging es mit dem Boot auf die offene See zum Fischen.

an dieser schönen Bucht haben wir lediglich
unsere Köderfische gefangen

Abgesehen davon, dass wir einige gute Fische gefangen haben sind hin und wieder Schildkröten neben dem Boot aufgetaucht um nach Luft zu schnappen. Das Gewässer ist einfach der hammer – hier wird nicht überfischt wie in den meisten Küstenregionen – das sind die West Kimberlys!
Die Fische vom Samstag haben wir erst mal schön in Alufolie gepackt und auf den „Barbi“ geschmissen. My bluebone fish was absolutely beautiful!

Mario auf dem Weg zum Spot

Passend zu dem geilen Barbicue, sind noch paar Freunde von Mario und Evelin gekommen, darunter auch Garry und Marika, bei welchen wir in Broome schon zum Barbecue eingeladen waren. Als die Dunkelheit dann eingebrochen ist, haben wir ein Teil unserer Arbeit verbrannt…

einer der zwei Hügel

Zu nehm schönen Barbicue gehört natürlich auch en guter Rausch. Wie es halt so ist, wenn man betrunken ist, verspricht man Sachen, die man am nächsten Tag gleich bereut. So musste also um 5.15 Uhr heute Morgen mein Wecker klingeln, weil ich Norman versprochen habe, dass wir das andere Boot vom Top Camp holen und morgens noch den Motor ran schrauben. Von wegen Ausschlafen am Wochenende – der frühe Vogel fängt halt den Fisch und so ging es beides mal um 7 Uhr schon zum Fischen. Das war mal wieder eine meiner abenteuerlichen Wochen im Outback – eleven weeks remaining ;)

Zur Abwechslung gibt es mal nen Sonnenaufgang
eigentlich ein Grund um immer so früh aufzustehen...

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