beim Picknick mit Freunden |
Als erstes möchte ich erwähnen, dass ich Lara, Dean und natürlich auch den Mädels sehr dankbar bin, dass ich mit ihnen leben kann, denn schließlich ist die Aufnahme eines „Fremden“ auch nichts für Jedermann. Abgesehen von dem erheblichen Einschnitt in die Privatsphäre, entstehen auch gewisse Kosten für die man aufkommen muss. Besonders für Lara und Dean sind diese zwei Aspekte sehr von Bedeutung, da beide durch ihre berufliche Tätigkeit sehr beschäftigt sind. Dean ist ein Japanisch-Lehrer an der katholischen Highschool in der Stadt und Lara ist die Schulleiterin meiner Schule. Da für die Leaning Tree Community School, für welche ich arbeite, dieses Jahr ein ganz besonderes ist, ist Lara sehr beschäftigt. Da die Schule eine Privatschule ist, entscheidet sich dieses Jahr ob die Schule eine weitere Registrierung bekommt und somit weiter unterrichten darf. Zudem endet für sie der Mietvertrag für die Gebäude/Räume in denen unterrichtet wird, wofür auch schon fleißig nach einem neuen Standort gesucht wird – es ist also ein Jahr voller Entscheidungen für diese Schule.
Fish and Chips - selbstverständlicherweise ohne Teller |
bei Lara's Eltern |
Grundsätzlich unterscheidet sich mein Leben vermutlich auch nicht von dem anderer Freiwilliger. Ich stehe morgens auch auf, gehe zur Arbeit, gestallte individuell meine Freizeit und gehe abends wieder ins Bett. Wie jedes gemeinsame Zusammenleben erfordert es auch eine gewisse Absprache und Kommunikation, sowie Kompromissbereitschaft und Anpassung. Besonders den letzten Punkt nehme ich mir sehr zu Herzen, da ich aufgrund der gegebenen Umstände, kein weiteres Hindernis sein möchte. Häusliche Pflichten gehören demzufolge auch zum Familienleben dazu – während ich selbstverständlicher weise meine Wäsche selber wasche sowie mein Zimmer sauber halte, bringe ich auch den Müll vors Haus, mache den Abwasch, sauge den Boden – alltägliche Pflichten die in einem Familienleben eben erledigt werden müssen. Doch zum Thema Anpassung kommt natürlich noch einiges dazu, was mir ehrlicherweise in der Vergangenheit ein wenig schwer gefallen ist. Aufgrund meiner relativ sportlichen Freizeitgestaltung mit Fußball und Fitnessstudio, was täglich seine Stunden verschlungen hat, konnte ich relativ wenig Zeit mit der Familie an sich verbringen. Während ich unter der Woche aufgrund der dummen Trainingszeiten nur selten mit der Familie zu Abendessen konnte, war das Wochenende mit den Fußballausflügen nach Perth ebenso ausgebucht. Diese beschäftigte Freizeitgestaltung machte die Integration in die Familie wiederum sehr schwer. Zudem gehören Lucy und Tabitha nicht zu den offensten Mädchen, was die Verbindung zu ihnen um ein weiteres erschwert. Natürlich möchte ich auch kein Kindermädchen spielen, welches rund um die Uhr auf die Zwei aufpasst, aber dennoch spiel ich hin und wieder gerne mit Ihnen ein Spiel oder lese ihnen ein Geschichtsbuch vor. Doch sobald sich die Prinzessinnenstimmung breit macht, verdrücke ich mich meistens doch immer, da ich als 20-jähriger Junge selbstverständlicher weise damit nichts anfangen kann.
winterlicher Abend vor dem Kamin |
Wie ihr also sehen könnt unterscheidet sich das Familienleben an sich relativ wenig vom europäischen, schließlich beeinflussen Traditionen und Kulturen ein solches am meisten welche in Australien doch relativ europäisch sind. Bei der Freizeitgestaltung hingegen bietet sich den Australiern glücklicherweise das ganze Jahr über eine sensationelle Möglichkeit. Da der Großteil der Bevölkerung ohnehin in Küstennähe lebt, spielt der Strand und das Meer eine große Rolle im australischen Life-Style. Auch wenn Australien für das Surfen bekannt ist, ist dieses auch nichts jedermanns Sache, was wiederum nicht heißt, dass dann nur zuhause rum gesessen wird. Wer kein Interesse an dem Reiten der Wellen findet, geht z.B. gern Fischen, Tauchen oder beschäftigt sich mit anderen Wassersportarten. Ein weitere beliebte Freizeitbeschäftigung ist auch das Campen in der Wildnis, mit welcher man versucht dem Stadtleben zu entfliehen. Ein paar Kilometer ins Landesinnere gefahren und schon findet man seine Ruhe. Generell ist das australische Leben relativ locker und lässig, zudem wird es noch von zahlreichen Outdoor-Aktivitäten geprägt. Am liebsten würde ich euch für weitere Informationen das Buch „Kulturschock – Australien“ in die Hand drücken, welche diesen Artikel noch perfekt ergänzen würde, aber dann würde der Eintrag doch ein wenig zu lang werden.
Ich denke, generell in einer Gastfamilie, ob man jetzt in Ghana, Mexiko, Vietnam, Südafrika oder Australien ist, muss man sich seiner Person selbst ersteinmal bewusst werden. Welche Pflichten und Verantwortungen müssen getragen werden und in wie weit muss ich mich als Person dieser Situation anpassen, ohne selbst meine Identität zu verlieren. Diese Erfahrung zu machen ist für mich demnach auch so wichtig, da ich im Bereich der Anpassung und Integration doch einiges gelernt habe, was wiederum in meinem zukünftigen Leben sehr hilfreich sein kann bzw. werden wird. Abgesehen nun von der Familiensituation erwirbt man als Freiwilliger in einem anderen Land extrem viele soziale Kompetenzen, womit ich am Anfang meiner Einreise nie gerechnet hätte.
Auch wenn der Eintrag nun gegen Ende sich ein wenig vom eigentlichen Thema disanziert hat, hoffe ich dennoch, dass ich euch einen Einblick in mein Leben mit der Gastfamilie bieten konnte.
Nichts besonderes, eben alles ein bisschen europäisch ;)
Daniel
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